Illertissen – Der Ziest (Stachys) ist so zurückhaltend und unscheinbar – damit hätte er im Gartenhandel eigentlich keine Chance zwischen den Pflanzen, die prächtig blühen, reichlich Obst liefern oder mächtigen Blattschmuck bilden.

Und doch: Gartengestalter lieben diese Gattung gerade wegen dieser Eigenschaften. Sie bilden ruhige Teppiche am Boden – der perfekte Hintergrund, damit andere Pflanzen auftrumpfen können.

Dieter Gaissmayer von der Stiftung Gartenkultur in Illertissen (Bayern) sagt daher auch: «Stachys ist eine sehr verkannte Gattung.» Und nur wenige kennen andere Arten dieser Gattung als den Wollziest. Er aber sagt: «Meine Favoriten sind Purpur-Ziest und Lavendel-Ziest.»

Der Klassiker Wollziest (Stachys byzantina) verdankt seinen Namen den Blättern, die so dicht mit langen Haaren besetzt sind, dass der Belag an ein Tierfell erinnert. Die länglich-elliptisch geformten Blätter tragen auch den volkstümlichen Namen Eselsohr und Hasenohr. «Die Blätter sind so wollig, zart und weich, dass sie vor allem bei Kindern sehr beliebt sind», sagt Gaissmayer.

Der Wollziest bedeckt den Boden und wird dabei etwa 20 Zentimeter hoch – wobei die aufrechten Stängel der Blüten eine Höhe von bis zu 60 Zentimetern erreichen. Manche Sorten wie ‚Cotton Balls‘ mit kugelig runden Blütenständen, ‚Helene von Stein‘ mit großen, leicht grünlichen Blättern und die kleinblättrige ‚Silky Fleece‘ bilden auch Kissen von nur fünf Zentimeter.

Die Blüten erscheinen zur Zeit der Rosenblüte, und wer einen gleichmäßigen Teppich vorzieht, schneidet die Stängel in der Zeit ab. Sie eignen sich als Beiwerk zu den Rose in der Vase. Sie sind haltbar und geben vor allem pastelligen Rosen einen schönen Rahmen.

Michaela Rösler, Betriebsleiterin einer Staudengärtnerei in Sulzburg-Laufen (Baden-Württemberg), rät zur Bartiris neben dem Wollziest. Aber sie ergänzt: «Mit dem silbrigen Laub passt Stachys byzantina zu vielen Stauden.» Gaissmayer empfiehlt beispielsweise die weißen Sorten des Roten Sonnenhuts (Echinaceae purpurea), Duftnesseln (Agastache) und Steinquendel (Calamintha nepeta).

Der Wollziest gilt als sehr pflegearme Staude. «Er wächst gut auf trockenen, sonnigen Böden und verhindert, dass Unkraut sich breit macht», erläutert Rösler. Der Boden muss aber gut Wasser abgeben, denn Staunässe ist das einzige, was die robusten Stauden nicht mögen. Gaissmayer empfiehlt eine mäßige Kompostgabe im Frühjahr. «Ein Rückschnitt regt den Durchtrieb an», ergänzt der Experte.

Während beim Wollziest Blätter im Vordergrund stehen, zeichnen sich die anderen Arten durch ihren Blütenschmuck aus. Allen voran der Zottige Ziest (Stachys monnieri ‚Hummelo‘). Er trägt purpurviolette Blütenkerzen. «Das ist ein Blickfang für farbästhetische Pflanzungen», schwärmt Dieter Gaissmayer. Die gut 40 Zentimeter hohen Stauden gedeihen auf trockenen, sonnigen Plätzen. Als Begleiter sind Diamantgras (Achnatherum) und Federgras (Stipa) zu empfehlen.

Ähnlich wie auch der Echte Ziest (Stachys officinalis)gehört der Zottige Ziest zu den Attraktionen für Wildbienen. Natürlich geht es den Insekten um Pollen und Nektar, aber eine Wildbienenart, die Wollbiene, schätzt den Ziest wegen seiner wolligen Haare, mit denen Hohlräume für die Brut ausgekleidet werden.

Beim Lavendel-Ziest (Stachys lavandulifolia) sind auch die Kelche der dunkelrosa Blüten auffällig behaart. Die Blätter sind schmal – und erinnern an Lavendel, was diesem Ziest seinen Namen gibt. Verwendung findet diese Art mit kriechendem Wuchs vor allem auf schottrigen Böden in der vollen Sonne.

Wer für den Halbschatten einen Ziest sucht, dem empfiehlt Rösler den Purpur-Ziest (Stachys grandiflora ‚Superba‘). «Die großen Blüten leuchten intensiv.» Der Flor erscheint im Juli und August. Gaissmayer rät zum Purpur-Ziest in naturnahen Pflanzungen am Gehölzrand, in Rabatten und in bunt gestalteten Kübeln.

Stachys als Gemüse

Die Gattung Stachys hat auch im Nutzgarten einen Platz. «Den Knollenziest darf man nicht vergessen, wenn man über die Gattung Stachys spricht», betont Dieter Gaissmayer von der Stiftung Gartenkultur. Ursprünglich stammt dieses Gemüse aus China.

Nach Angabe des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) wurde es Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich eingeführt, geriet aber durch eine Viruskrankheit in Vergessenheit. Ende der 1980er Jahre wurde die Kultur erneut belebt.

Geerntet werden die stark quergefurchten Verdickungen an den Wurzelausläufern. Sie sind im Durchschnitt fünf Zentimeterlang und kaum dicker als zwei Zentimeter. Sie schmecken nussig. Gärtner pflanzen die Knöllchen im späten Winter an. Im Spätsommer setzt die Knollenbildung ein, die Ernte erfolgt im November. VEN rät, die Kulturfläche immer wieder zu wechseln, um einem Virusbefall vorzubeugen.

Zum Verarbeiten brauchen die kleinen Knollen nur geputzt zu werden, auf das Schälen kann man verzichten. Sie eignen sich für den rohen Verzehr ebenso wie für Pfannengemüse oder als gedünstete Beilage. In der asiatischen Küche werden die Knollen in Essig eingelegt.

Fotocredits: Marion Nickig,Dorothée Waechter,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

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