Stuttgart – Wer nicht mit Pflanzen kann, braucht einen Kaktus – so heißt es oft. Das oft recht stachelige Gewächs gilt als der Inbegriff der Pflanze für eher bequeme Hobbygärtner. Doch: Das stimmt gar nicht unbedingt.
Brauchen Kakteen kaum Wasser?
Kakteen können Wasser sehr gut speichern, was sich in schlechten Zeiten als gute Überlebensstrategie erweist. So können sie zum Beispiel in Halbwüsten leben, wo längere Zeit Trockenheit herrscht, erläutert Matthias Uhlig. Er ist auf Kakteen spezialisierter Gärtnermeister aus Kernen bei Stuttgart. Aber das heißt nicht, dass Kakteen Wasser nicht schätzen würden: «Man sollte stets im Hinterkopf haben, dass Kakteen bei etwas höheren Wassergaben besser wachsen.»
Der Experte empfiehlt als Merkformel: Kakteen werden nach sieben Sonnentagen erneut gegossen. Daraus lässt sich grob ableiten, dass man im Winter alle vier Wochen, im Frühling am besten alle zwei Wochen und im Sommer einmal in der Woche gießt.
Aber wer wirklich mal vergisst, seinen Kaktus zu gießen, kann unbesorgt sein: «Die Fähigkeit der Kakteen mit ungünstige Lebensbedingungen klarzukommen, macht sie zu dankbaren Zimmerpflanzen», sagt Uhlig. Und das bedeutet, dass sie Fehler in der Pflege tolerieren. Ein Kardinalfehler ist laut Uhlig übrigens mangelnde Nährstoffversorgung. «Aber selbst das wird ertragen», räumt der Gärtnermeister ein.
Braucht der Kaktus auch im Winter viel Sonnenlicht?
Wie auch beim Gießen muss man bei der Frage nach dem richtigen Maß an Sonnenlicht eines beachten: Kakteen sind Wüstenpflanzen, aber nicht nur. Es gibt sehr viele verschiedene Gattungen und Arten, die an vielen verschiedenen Orten und in verschiedenen Böden wachsen.
Das Hauptverbreitungsgebiet von Kakteen ist der amerikanische Kontinent. Die Witterungsbedingungen vom kühlen Nord bis in den heißen Süd sind entsprechend groß. Außerdem: Es gibt sogar eine Kakteenart aus Afrika, und einige wenige stammen aus Sri Lanka und Süd-Ostasien, wie Andreas Hofacker, Präsident der Deutschen Kakteen-Gesellschaft in Adelsdorf bei Nürnberg, berichtet.
So gibt es zum Beispiel Kakteen, die nicht im Boden, sondern auf Bäumen in feuchten Klimaten wachsen. Sie benötigen grundsätzlich einen halbschattigen Standort. Zu den bekanntesten dieser epiphytisch wachsenden Kakteen zählen Oster- und Weihnachtskaktus.
Aber selbst für die eher sonnenhungrigen Exemplare gibt es für das fehlende Sonnenlicht im Winter eine Lösung: Gärtnermeister Uhlig rät, die Pflanzen dann weniger zu gießen. «Auf diese Art kann sich das Wachstum darauf einstellen, und die ungünstigen Lichtbedingungen werden umgangen», erläutert er. Auch die Temperatur spielt für das Gedeihen eine Rolle. So können viele Gattungen problemlos kühl stehen, wenn die Lichtsituation ungünstig ist. Ein Treppenhaus oder der Dachboden sind Standorte, an denen Kakteen dann mit wenig Licht und kaum Wasser auskommen.
Grundsätzlich gilt: «Wenn man Kakteen so auswählt, dass sie mit dem Standort gut klarkommen, sind sie sehr pflegeleicht», erklärt Uhlig. Wenn man einen dauerhaft warmen Standort hat, dann ist etwa die Wüstenrose (Adenium) ideal. Winterharte Kakteen dagegen bekommen einen Platz im Freien. «Es macht keinen Sinn, diese Arten ins Zimmer zu stellen, weil sie sonst von Schädlingen wie Wollläusen befallen werden», ergänzt der Experte.
Fotocredits: Andreas Hofacker,Hans Frohning,Hans Frohning,Andreas Hofacker,Andrea Warnecke,Hans Frohning
(dpa/tmn)