Bad Zwischenahn – Lieblingspflanzen sind schwer zu finden – aber oft gut zu halten. Denn von Omas alter Tomatensorte oder der Gurke, deren Früchte allen gut geschmeckt haben, lassen sich Samen ernten. Damit kann jeder Hobbygärtner noch etwas zum Erhalt der natürlichen Vielfalt beitragen.
Welche Pflanzen eignen sich zur Vermehrung?
Ob Kräuter, Gemüse oder Blumen: Theoretisch steckt in jedem Samenkorn eine Pflanze. Doch: «Nur aus samenfesten Samen können Pflanzen wachsen, die die gleichen Eigenschaften aufweisen wie die Mutterpflanzen», erläutert die Agrarwissenschaftlerin und Fachbuchautorin Andrea Heistinger.
Anders ist dies bei Samen von Hybrid-Pflanzen. «F1-Hybriden sind eine Kreuzung aus zwei unterschiedlichen Sorten», erläutert Ulrike Beltz von der Niedersächsischen Gartenakademie. «Deren Erbgut spaltet sich in der nachfolgenden Generation in die Elternsorten auf.» So können die Samen einer gelben Zucchini nur zum Teil oder gar keine gelben Zucchini ergeben. «Gerade bei Gurken sind die meisten Sorten hybrid, weil sich die Züchtung in den letzten Jahren darauf konzentriert hat», sagt Heistinger. Wer Jungpflanzen gekauft hat, sollte beim Verkäufer nachfragen.
Wann sollte man Saatgut besser kaufen?
Bei Pflanzen, die von Insekten bestäubt werden, kann gekauftes Saatgut besser sein. «Von fremdbefruchteten Sorten sollte man nur Saatgut nehmen, wenn man eine einzige Sorte davon im Garten hat. Ansonsten können sich Sorten verkreuzen», sagt Cornelia Lehmann, Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg. Bringen Kreuzungen von Paprika und Chili geschmackliche Überraschungen hervor, kann eine Mischung von Zucchini und Zierkürbissen fatal enden: «Die Früchte der Pflanzen, die aus diesem Saatgut entstehen, sind giftig», warnt Lehmann.
Auch bei Gurken sollte man sich überlegen, ob man Samen nicht besser kaufen möchte. «Gurkensamen sind nur keimfähig, wenn sie gefüllt sind, man also zwischen den Samenschalen einen Samenkern sieht oder fühlt», erklärt Beltz. Außerdem müssen die Früchte für die Samenreife länger an der Pflanze hängen bleiben. «Wird die Pflanze nicht beerntet, setzt sie aber weniger neue Gurken an.»
Wann ist der beste Zeitpunkt für die Saatguternte?
Keimfähiges Saatgut erhält man nur aus vollreifen Früchten. Bei Erbsen und Bohnen beginnen die Hülsen dann, braun zu werden und einzutrocknen. Bei Gurken, Tomaten, Paprika und Chili deutet ein eindeutiger Farbumschlag darauf hin. «Grüne Paprika sind zwar genießbar, die Samen aber unreif», sagt Beltz. Und man sollte die frühen und nicht die späten Früchte dafür auswählen. «Die ersten Früchte sind in der Regel nicht nur am schönsten und gesündesten. Sie reifen auch noch rechtzeitig aus», sagt Lehmann. «Später im Jahr bilden die Pflanzen oft nur noch weniger vitale Früchte – und die sind für die Vermehrung nicht geeignet.»
Wie gehe ich mit den Samen um?
Samen mit Fruchtfleisch wie von Tomaten löst man vorsichtig aus der Frucht und lässt sie auf Küchenkrepp oder Kaffeefilter trocknen. «Das Papier kann man beschriften, einlagig lagern und es mit den Samen im Frühjahr aussäen», erklärt Beltz. Trockene Samen wie Bohnen sollten ebenfalls gut getrocknet in Tütchen gefüllt werden. Um Schädlinge wie den Bohnenkäfer auszuschalten, empfiehlt Lehmann, die Samen mindestens zwei Wochen lang verschlossen in einem Beutel im Tiefkühlfach zu lagern. «Ansonsten können sich Eiskristalle bilden, die die Zellen zerstören und die Keimung verhindern.» Den Winter über lagern die Samen am besten dunkel und kühl.
Literatur:
Andrea Heistinger, Arche Noah, Pro Specie Rara: Handbuch Samengärtnerei. Löwenzahn Verlag, 2008, 432 Seiten, 29,90 Euro, ISBN-13: 978-3706623520
Fotocredits: Ulrike Beltz,Karolin Krämer,Rupert Pessl,Niedersächsische Gartenakademie
(dpa/tmn)