Osnabrück/Bonn – Es gibt so manche Pflanzen, die im tiefsten Winter erblüht. Aber dem Schneeglöckchen kommt darunter eine besondere Symbolik zu: Es sind oft die ersten Blüten im neuen Jahr, und die ersten, die das Ende des Winters einläuten.
Wenn sie sich öffnen, geht es in der Natur wieder aufwärts. Nikolai Friesen, Wissenschaftlicher Leiter des botanischen Gartens der Universität Osnabrück, nennt sie daher auch «Botschafter des nahenden Frühlings».
Diese Eigenschaft spiegelt sich in den Namen wieder, unter denen die Pflanze auch bekannt ist: Frühlingsglöckchen oder Hübsches-Februar-Mädchen. Etwas wunderlich wirkt der Name Milchblume. Doch mit Blick auf die botanische Bezeichnung des Schneeglöckchens Galanthus ergibt auch dieser Sinn: Er setzt sich aus den griechischen Wörtern für Milch (gála) und Blüte (ánthos) zusammen.
So vielseitig die Bezeichnungen, so unterschiedlich sind auch die Erscheinungsformen des Schneeglöckchens. «Es gibt etwa 20 Arten in der Gattung Galanthus und sehr, sehr viele Kultursorten. Etwa über 500 Sorten sind registriert», sagt Friesen.
Allen gemein ist die Form der Blüte: «Das Schneeglöckchen hat drei auffällige äußere Blütenblätter und drei kleinere weiße, die zu einem Röckchen verwachsen sind», erläutert Klaus-Peter Manig vom Bund deutscher Staudengärtner in Bonn. Die Unterschiede der Arten sind dabei äußerst fein ausgeprägt: Es gibt sie mit breiten und schmalen Blättern, von saftig grün bis grau changieren.
Die Form und Größe des Deckblattes gilt ebenso als Merkmal wie die Form und Farbe der Blütenblätter. Diese können breit, rundlich oder schmal sein, ausschließlich weiß gefärbt oder mit grüne Flecken. «Besonders die Form und die Zahl der grüne Flecken an den inneren Blütenblätter spielt bei der Unterscheidung eine wichtige Rolle», sagt Friese. «Aber es gibt keinen Menschen, der alle unterscheiden kann.»
Das Kleine Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) gilt als Klassiker. Es ist das einzige der Art, das auch wild in Mitteleuropa vorkommt – wenn auch immer seltener. «Das Kleine Schneeglöckchen ist in Deutschland als gefährdet eingestuft und laut Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt, da seine Zahl in der Natur rückläufig ist», sagt Marja Rottleb vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). «Daher dürfen keine Exemplare aus der Natur entnommen werden.»
Trotz ihrer geringen Größe übernehmen die Frühlingsboten eine wichtige Funktion im Ökosystem. «Schneeglöckchen sind eine wichtige Nahrungsquelle für früh fliegende Insekten wie Hummeln. Die Samen werden von Ameisen verbreitet, die zum Dank mit einem Nahrungspaket belohnt werden», erklärt Rottleb.
Etwas größer ist das Türkische Schneeglöckchen (Galanthus elwesii), das ab Januar blühend in Geschäften angeboten wird. In der Regel sind die äußeren Blütenblätter weiß. «Wer genau hinschaut, findet unter den angebotenen Pflanzen vielleicht sogar eins, das auf den äußeren Blütenblättern grünliche Flecken hat», sagt Experte Manig. Wer es etwas pompöser im Beet haben möchte, kann zu gefüllten Schneeglöckchen wie etwa der Sorte ‚Flore Pleno‘ greifen. «Ungefüllte Sorten und Wildformen aus dem Fachhandel sind für Insekten aber besser geeignet», betont Nabu-Expertin Rottleb.
Ute Franke vom Bundesverband der Einzelhandelsgärtner rät, die Pflanzen nicht einzeln, sondern in Gruppen von sieben bis zehn Stück zu setzen. «Mit ihrer kleinen Blüte sieht eine einzelne Pflanze recht verloren aus», findet Franke. Als Beetnachbarn bieten sich andere Frühjahrsblüher wie Krokusse, kleinwüchsige Narzissen oder Stiefmütterchen an. Für die Sommermonate empfiehlt Franke einjährige Sommerblumen wie Astern, Löwenmäulchen oder Mohn, die mit ihren Blättern nur wenig Schatten werfen und mit ihren Wurzeln die Zwiebeln nicht verdrängen.
Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Florian Schuh
(dpa/tmn)