Tharandt/Veitshöchheim – Der Ginkgobaum ist etwas Besonderes – das fand schon Johann Wolfgang von Goethe. Er beschrieb in seinem Gedicht «Ginkgo biloba» für seine Liebe Marianne von Willemer das Blatt des Baumes – es hat hohen Wiedererkennungswert.

Es ist in der Mitte mal mehr, mal weniger stark eingekerbt, was sogar wie zwei Blätter mit Verbindung wirken kann. Goethe schrieb: «Ist es ein lebendig Wesen, das sich in sich selbst getrennt? Sind es zwei, die sich erlesen, dass man sie als eines kennt?» War das Blatt für Goethe Sinnbild für Freundschaft und Liebe, ordnet man dem aus Asien stammenden Gehölz auch symbolische Bedeutungen wie Kraft und Wunder zu. Und das ist der Ginkgobaum auch – er lässt staunen: 

«Dieses Gehölz zählt zu den ältesten Arten auf der Welt», erklärt Prof. Andreas Roloff, Direktor des Forstbotanischen Gartens Tharandt (Sachsen). Die Wissenschaft geht davon aus, dass er seit 200 Millionen Jahren vollkommen unverändert auf der Erde wächst. «Er scheint optimal ausgestattet zu sein, um so lange mit Veränderungen immer wieder zurechtzukommen», so der Professor für Forstbotanik.

Ein Beweis für seine Robustheit: Ein Ginkgobaum in Hiroshima brannte zwar durch die Explosion der Atombombe 1945, aber er trieb wieder aus. Der Ginkgo erweise sich als ein guter Stadt- und Straßenbaum, der Verunreinigungen und Autoverkehr gut wegstecken kann, erklärt Klaus Körber, Sachgebietsleiter für Obstbau und Baumschule an der Bayerischen Landesanstalt.

Zu den Besonderheiten des Ginkgobaumes zählt auch seine Stellung unter den Gehölzen: Er ist weder Nadelbaum noch Laubbaum. Zwar trägt er Laub, das im Herbst fällt, aber er ist auch ein Nacktsamern, die wir in der Regel als Nadelgehölze kennen. Ihre Bestäubung übernimmt der Wind. Die vermeintlichen Früchte des Ginkgos sind Samen mit fleischiger Hülle, die in Form und Farbe an Mirabellen erinnern.

Ein Nachteil für den Garten – und zugleich auch ein Vorteil auf kleinen Grundstücken – ist das langsame Wachstum. «Es braucht sehr lange, bis er einen richtigen Baum entwickelt», sagt Körber. Aber der Wuchs ist sparrig: Der Ginkgo entwickelt in den ersten Jahren vor allem die vertikale Hauptachse mit nur einigen Seitentrieben, die erst später dichter werden.

Gewöhnungsbedürftig ist eine andere Eigenheit des Ginkgo: «Der Geruch der fleischigen Samenhülle ist eine Katastrophe», gibt Körber zu bedenken. Wenn im Herbst über mehrere Wochen die reifen Früchte auf den Boden fallen und die fleischigen Hüllen verrotten, werden Buttersäure und Kapronsäure freigesetzt. Diese verbreiten dann einen unangenehmen Geruch.

Aber: Das soll kein Ausschlusskriterium für einen Ginkgo sein, denn er ist zweihäusig. Männliche und weibliche Blüten entwickeln sich auf getrennten Pflanzen. Wichtig ist daher für Gärtner, dass sie keine Sämlinge kaufen, bei denen das Geschlecht im Jugendstadium meist noch nicht zu erkennen ist, sondern einen Steckling aus vermehrten oder veredelten Bäumen, der garantiert männliche Blüten trägt.

Es gibt eine ganze Reihe von Sorten, die sich durch Wuchsunterschiede und auffällige Blattformen und –farben auszeichnen. Als relativ schlank wachsende, männliche Sorte empfiehlt Körber ‚Princeton Sentry‘. Beliebt sind aber auch kleinbleibende, auf einem Hochstamm veredelte Sorten wie ‚Mariken‘. Diese Sorte wächst von Natur aus fast kugelig und kompakt. So bleibt dieser Baum recht klein und ist für den Hausgarten mit wenig Platz zu empfehlen.

Fotocredits: Dorothée Waechter,Andrea Warnecke,Dorothée Waechter,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

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