Rostock – Der Efeu ist in deutschen Zimmern ebenso wie im Garten zu Hause – beides können nur wenige Pflanzen. Der Efeu (Hedera helix) ist zugleich der einzige Vertreter der teils tropischen Aralienfamilien, der in Europa heimisch ist.

Und zwar gilt das über weite Teile des Kontinents hoch bis nach Südschweden. Das erklärt Dethardt Götze, Kustos und stellvertretender Direktor des Botanischen Gartens der Universität Rostock: «Efeu ist da verbreitet, wo das ganze Jahr über eine gewisse Wärme und Luftfeuchtigkeit gegeben ist.»

In Osteuropa findet man ihn eher nicht, da es dort starke Fröste und Sommertrockenheit gibt – keine guten Bedingungen für die immergrüne Kletterpflanze. Das sollten Hobbygärtner auch bei der Wahl eines Standortes hierzulande bedenken.

«Im Grunde sind die Pflanzen nicht besonders anspruchsvoll», stellt Botaniker Götze zwar klar. Aber sie brauchen eben eine gleichmäßig hohe Luftfeuchtigkeit – das gilt sowohl für Standorte im Freien, als auch für Plätze in der Wohnung. «Efeu wird gerne als Badezimmerpflanze verwendet», sagt Götze.

Auch seine Frostschäden im Winter sind in der Regel auf das Feuchtigkeitsproblem zurückzuführen. Wie alle Immergrüne gibt der Efeu bei sonnigem Frostwetter Feuchtigkeit an die Luft ab, kann aber aus dem gefrorenen Boden zugleich kein Wasser aufnehmen, so dass er vertrocknet. Hier ist dann Gießen notwendig.

«Efeupflanzen lieben den Halbschatten», erklärt Wolfgang Graeser, Geschäftsbereichsleiter Grün bei einer Gartencenter-Kette. Die Pflanzen wachsen eigentlich in Mischwäldern sowie an Mauern und Felsen. Daran halten sich ihre Wurzelansätze am Spross fest, die sie bei Bedarf in Haftorgane umwandeln, erklärt Graeser. «Die Wurzeln wachsen vom Licht weg im Schatten und haben nur die Funktion die Triebe festzuhalten», ergänzt Botaniker Götze. «So klettert Efeu selbstständig an Mauern, Felsen und sogar Bäumen hoch.» Diese Wurzeln können keine Nährstoffe aufnehmen.

Eine weitere Besonderheit des Efeus ist seine Ausdauer. Die Pflanze kann sehr alt werden. «Bauwerke, die mit Efeu bewachsen sind, können durchaus Schaden nehmen», betont Götze. Ihre Haftwurzeln können in Fugen und Ritzen hineinwachsen und die Fassade beschädigen. Bei Bäumen, die die Pflanze erklimmen kann, kommt es dagegen selten zu Problemen.

Der Efeu ist auch bei Tieren beliebt. Denn er erblüht spät im Herbst und trägt im Frühling reife Früchte. Die Fruchtansätze dienen aber schon in der Mangelzeit im Spätwinter den Vögeln als Nahrung, was auch zur Verbreitung des Efeus beiträgt. «Die Besenfrüchte werden von Vögeln gefressen, und die ausgeschiedenen Samen wachsen an anderer Stelle zu neuen Pflanzen heran», erklärt Götze. Dem Hobbygärtner aber empfiehlt er die Vermehrung über Stecklinge, die im Wasserglas rasch Wurzeln bilden.

«Durch seine auffallende Panaschierung ist der Efeu ein echter Blickfang für Garten und Balkon», sagt Graeser. Aber es gibt nicht nur diese auffälligeren Varianten. Man findet Pflanzen mit kleinen und mit großen Blättern, solche mit Färbungen oder markanter Aderung und eben Pflanzen ohne diese. «Weltweit gibt es mehr als 400 verschiedene Sorten», sagt Graeser. Aus dieser Fülle haben bislang aber nur etwa 20 Sorten eine wirtschaftliche Bedeutung.

«Die Sorte ‚Wörner‘ ist beispielsweise sehr robust und starkwüchsig, und sie eignet sich bestens für die Begrünung von Zäunen», sagt der Pflanzenexperte. Für die Begrünung von kleinen Grabflächen empfiehlt Graeser die Sorte ‚Remscheid‘. ‚Glacier‘ sei für jene Hobbygärtner etwas, die einen Efeu mit besonderer Winterhärte wollen.

Der Efeu
Efeu hat nicht nur als Zierpflanze einen festen Platz im Garten und Haus, sondern ist auch kulturell von Bedeutung. Da der Efeu das ganze Jahr über grüne Blätter trägt, ist er ein Symbol für das ewige Leben. Daher findet man die Pflanze häufig auf Gräbern. Außerdem steht seine Fähigkeit, sich mit den Haftorganen fest an seinen Untergrund zu klammern, für Treue. Und aus Efeu wurden in der griechischen Antike Siegeskränze für heimkehrende Siegertruppen gebunden.

Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

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