Wuppertal/Potsdam – Primeln (Primula-Elatior-Hybride) erblühen zum Winterende so farbenprächtig, dass sie wie ein Fremdkörper im noch kargen, braunen Beet vor fahlgrauem Himmel wirken. Wie übrig gebliebenes Konfetti nach einem Karnevalsumzug.

Im Zimmer aber ist das etwas ganz anderes: Hier ersetzen die kleinen Rosetten schon mal den Blumenstrauß, zumal sie derzeit meist sehr günstig im Handel angeboten werden.

Doch die Kultur der Primel im Haus ist nicht ganz einfach. Sie bekommt in dieser Jahreszeit in geschlossenen Räumen oftmals zu wenig Licht und zu viel Wärme. Ursprünglich hatten die Primeln ihren Platz in den Doppelfenstern, die vor mehr als 100 Jahren gerne gebaut wurden. Dort war es immer kühl, erläutert Anja Maubach, Staudengärtnerin und Gartenarchitektin aus Wuppertal.

Nicht ohne Grund gibt es auch den Vergleich «empfindlich sein wie eine Primel»: «Primeln dürfen nicht zu nass und nicht zu trocken stehen», sagt Maubach. Die Folge: Primeln werden schnell mal weggeworfen und durch neue Pflanzen ersetzt.

Aber es geht anders. Die heute im Handel verkauften Primeln haben zwei Elternteile: die Kissenprimel und die Echte Schlüsselblume. Aus deren Ansprüchen an den Standort in der Natur lässt sich viel für die Pflege der Primula-Elatior-Hybriden ableiten.

Beide bekamen durchlaufendes Wasser ab – was zwar viel Feuchtigkeit bedeutet, aber zugleich eben auch eine gute Belüftung des Bodens. «Für die Topfkultur ist das eine Herausforderung», betont die Staudengärtnerin. Gerade in beheizten Wohnräumen werde der Wasserverbrauch der Pflanzen durch eine hohe Verdunstung angekurbelt. Maubach rät: Lieber täglich ein wenig Wasser geben, aber auch nur dann gießen, wenn das Substrat tatsächlich trocken ist. Außerdem sollte die Raumtemperatur über Nacht abgesenkt werden. So ließen sich Primeln gut über mehrere Wochen im Haus halten.

Nach ihrer Blüte können die Pflanzen in den Garten kommen – und dort sogar viele Jahre gedeihen. Ein halbschattiger Platz auf einem eher humosen Boden sei ideal, erklärt Michael Burkart, Kustos des Botanischen Gartens der Universität Potsdam.

Oder man verwildert die Primeln auf dem Rasen – das bedeutet, man überlasst die Pflanzen über mehrere Jahre und ohne Eingriff des Gärtners sich selbst. Sie vermehren sich dann stark und breiten sich zu einem Teppich aus. «Dort sind sie robuster als Krokusse», sagt Burkart. Man könne sogar getrost den Rasen in den Bereichen, in denen die Primeln wachsen, mähen. Allerdings sollten die Messer nicht zu tief eingestellt sein, damit das Herz der Rosetten nicht beschädigt wird. Aber: «Die Farben werden blasser, weil sich die Pflanzen mit der Zeit versamen», erklärt Burkart.

Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Karl-Josef Hildenbrand
(dpa/tmn)

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