Ein Kuss unter dem Mistelzweig und mein Liebesglück ist perfekt, einen Kranz an der Tür und mein Haus ist geschützt – das sagenumwobene Gewächs kann angeblich vieles, nur nicht eigenständig wachsen! Denn die Mistel ist ein sogenannter Halbschmarotzer: eine Pflanze, die sich von fremden Bäumen nährt und über Vogelkot verbreitet.
Vom Mythos in die Realität
Im Gegensatz zur positiven Mistelsage, die heutzutage kursiert, ist die Pflanze im germanischen Mythos durchaus unheilvoll: Geschützt vor allen irdischen Wesen, die seine Mutter Frigga verfluchte, musste der schöne Gottesjüngling Baldur nämlich sterben, weil sie die Mistel vergaß – denn diese wurzelte nicht in der Erde. Und tatsächlich seht ihr die Pflanze vor allem im Winter als buschiges Gestrüpp in Baumkronen. Denn Misteln besitzen keine gewöhnlichen Wurzeln, sondern in gewisser Weise Saugnäpfe, mit denen sie ihren Wirt anzapfen und Nährstoffe sowie Wasser ziehen. Setzen sich Vögel auf die kugelrunden Pflanzen und fressen die Beeren, lassen sie beim Ausscheiden die Samen samt Hülle auf dem nächsten Baum als Gastgeschenk zurück, was dazu führt, dass neue Misteln wachsen. Doch möchte ich dem kuriosen Gewächs kein schlechtes Image auftragen, denn schließlich galt es einmal als Allheilmittel und hilft auch heute wirksam gegen Bluthochdruck, Verdauungsprobleme und Stoffwechselstörungen. Der magische Mistelzweig ist also durchaus mehr als nur romantisch!
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