Mexiko-Stadt – Es leuchtet rot in Gartencentern, Blumenläden und Supermärkten. Der Christstern ist die wohl weihnachtlichste Pflanze – die Kombination aus roten und grünen Blättern passt perfekt zur typischen Adventsdekoration.

Auf der ganzen Welt schmücken Menschen ihre Häuser und Gärten vor Weihnachten mit Christsternen. Nach Angaben des
Statistischen Bundesamtes sind Weihnachtssterne auch in deutschen Wohnzimmern die beliebtesten Zimmerpflanzen. Mit 17 Millionen Exemplaren stellten sie in diesem Jahr den größten Anteil der insgesamt 94 Millionen Zimmerpflanzen, die in knapp 1500 Gartenbaubetrieben produziert wurden, hieß es.

Ursprünglich stammt die Pflanze aus der Familie der Wolfsmilchgewächse aus Mexiko. Die Azteken nannten sie «Cuetlaxóchitl» (Blume, die welkt), weil ihre normale Lebensdauer nur wenige Monate beträgt. Die Azteken boten den Weihnachtsstern ihren Göttern als Opfergabe dar und nutzten ihn als Medizinpflanze. Alexander von Humboldt brachte ihn 1804 erstmals nach Europa.

Auch die spanischen Kolonialherren fanden Gefallen an der Pflanze mit den intensiv gefärbten Hochblättern. «Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert schmückten die Franziskanermönche die Weihnachtskrippen mit den Christsternen», sagt Pflanzenzucht-Professor Armando Espinosa von der landwirtschaftlichen Universität Chapingo in Mexiko.

Die Legende besagt, dass einst ein armes Mädchen an Weihnachten traurig zur Kirche ging, weil sie kein Geschenk für das Jesuskind hatte. Sie pflückte einige Pflanzen am Wegesrand und band sie zu einem Strauß. Als sie das Gebinde vor dem Altar niederlegte und ihre Tränen auf die Blumen fielen, leuchteten die Blätter plötzlich in strahlendem Rot. Das Wunder des Weihnachtssterns begründete den Mythos in Mexiko.

«Die Mexikaner lieben Blumen. Nach der Cempasúchil (Studentenblumen), mit der am Tag der Toten die Altäre geschmückt werden, ist der Weihnachtsstern die meist verkaufte Pflanze des Landes», sagt Espinosa. Allein in Mexiko werden in der Vorweihnachtszeit rund 35 Millionen Christsterne verkauft.

Der damalige US-Botschafter Joel Roberts Poinsett sah 1928 in Taxco im Bundesstaat Guerrero erstmals Christsterne und war von der Pflanze so begeistert, dass er einige Exemplare in die Vereinigten Staaten schickte. Später baute der Hobby-Botaniker auf seinen Feldern in South Carolina selbst Christsterne an und verschenkte Pflanzen an befreundete Gärtner. Ihm zu Ehren wird der Weihnachtsstern auch Poinsettie genannt.

Aber es war ein Deutscher, der dem Christstern zu seinem weltweiten Siegeszug verhalf.
Paul Ecke war 1906 mit seiner Familie aus Deutschland nach Kalifornien ausgewandert. Die Familie betrieb zunächst eine Farm in Hollywood und baute Früchte, Gemüse und Schnittblumen an. Als Hollywood immer schicker wurde und die Grundsteuer stieg, zog der Betrieb nach Encinitas südlich von Los Angeles um.

Doch erst seine Idee, die Poinsettie als Zierpflanze für die Weihnachtszeit zu vermarkten, legte den Grundstein für den Erfolg des Unternehmens. Er schickte Christsterne an Fernsehstationen und die Redaktionen von Frauenzeitschriften, um die Pflanze als typische Weihnachtsdekoration zu etablieren. «Ecke wollte die Pflanze zu einem Weihnachtssymbol machen. Das war vor 100 Jahren. Ich glaube, er hat sein Ziel erreicht», sagt Professor Espinosa.

Denn auch in den USA ist der Weihnachtsstern die meistverkaufte Topfpflanze. Heute produziert das Unternehmen Ecke Ranch vor allem in den Vereinigten Staaten und Guatemala und gilt als Weltmarktführer bei Weihnachtssternen. Obwohl Exemplare mit roten Blättern vor allem in der Weihnachtszeit die Verkaufsschlager sind, gibt es mittlerweile über 400 verschiedene Arten mit rosa, gelben und gepunkteten Blättern.

Im Herkunftsland Mexiko sorgt man sich derweil um die Bewahrung der Pflanze. Sorge bereitet den Forschern vor allem genetische Veränderungen am Saatgut. «Ich kann mir nicht einfach eine wilde Pflanze zu eigen machen ohne Erlaubnis der Dorfgemeinschaften am Ursprungsort», meint der Wissenschaftler José Mejía. Die Universität Chapingo hat deshalb eine Samenbank für Weihnachtssterne aufgebaut, um die ursprünglichen Arten zu bewahren.

Fotocredits: Sebastian Kahnert
(dpa)

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