Ettenheim/Oberhof – Kleine Gipfel erheben sich zwischen den blauen Hütchen der Glockenblumen und den bizarren Fruchtständen der Alpen-Kuhschelle. Die dichten gelben Büschel des Felsenblümchens hängen den Hang hinab, das Seifenkraut breitet sich wie ein rosa Teppich über dem Gestein aus.

Diese Pflanzen gehören zu den genügsamsten Exemplaren für unsere Gärten. Mit schon wenigen Gramm Humus sind sie zufrieden – denn in den Hochlagen der Gebirge, woher die Pflanzen eigentlich stammen, gibt es auch nicht mehr.

In angelegten Steingärten abseits der Bergwelten bekommen die Pflanzen aber auch nicht nur alles, was sie gerne haben – und vor allem gerne nicht haben. Sondern der Hobbygärtner schafft sich damit auch noch die Miniatur-Nachbildung einer wunderschönen Alpinlandschaft auf dem eigenen Grundstück. Aber er muss den Boden gut aufarbeiten.

– STANDORT: «Am besten ist eine Lage nach Südosten, Süden oder Südwesten», erklärt Martin Haberer von der Gesellschaft der Staudenfreunde in Ettenheim (Baden-Württemberg). Das entspricht am ehesten dem natürlichen Standort, da die alpinen Pflanzen dort auch viel Licht erhalten. Es gibt zwar auch Schattenpflanzen, etwa Funkien (Hosta), das Immergrün (Vinca), Schaumblüten (Tiarella) oder Elfenblumen (Epimedium). «Aber die meisten Steingarten-Pflanzen sind Sonnenliebhaber», sagt Cathrin Triebel vom Rennsteiggarten Oberhof. Das ist ein botanischer Garten für Gebirgsflora im Naturpark Thüringer Wald.

– BODEN: Das Wichtigste ist ein gut durchlässiger Boden. Die klassischen Pflanzen im Steingarten vertragen Staunässe nicht, erklärt Haberer. Neben Steinen sorgt bestenfalls sogar eine Hanglage dafür, dass das Regen- und Gießwasser immer gut abfließen kann und die Pflanzen sich wohl fühlen. «Gute Drainage ist eigentlich das A und O», ergänzt Peter Behrens vom Bund deutscher Staudengärtner in Bonn. «Denn oben im Gebirge, in den Alpen, läuft das Wasser ja auch immer gut ab.» Keine Sorge, dass dann zu wenig das Grün erreicht: Steingarten-Pflanzen könnten auch mal längere Zeit ohne Wasser auskommen.

Vor dem Anlegen der Drainageschicht muss der Hobbygärtner auf der gesamten Fläche alle Wurzelunkräuter entfernen. Diese können auch über 20 Zentimeter tief im Boden stecken, erklärt Haberer. Danach kommen Schotter, Bauschutt, kleine Steine oder Kies in den Boden, bevor das Substrat aufgefüllt wird. Obenauf sitzen große Steine.

Der Boden darf nicht zu reich an Nährstoffen sein, und er wird mit untergemischtem Sand durchlässiger gemacht. «Denn es sind ja Pflanzen, die oft mit sehr wenigen Nährstoffen auskommen», erklärt Behrens. Haberer ergänzt: «Handelsübliche Substrate sind zu humuslastig und zu nährstoffhaltig. Ich empfehle eine Mischung aus 20 Prozent Blumenerde, 25 Prozent gewaschenem Sand, 15 Prozent Splitt oder Feinkies und 40 Prozent vorhandener Gartenerde.»

– STEINE: Behrens rät, nur eine Steinsorte wie Granit, Kalkstein, Schiefer, Sandstein oder Basalt zu wählen. Das fördere eine ruhigere und harmonische Optik. «In der Natur sind an einer Stelle ja auch nicht drei verschiedene Gesteine», erläutert der Experte.

– PFLANZEN: Klassiker für den Steingarten sind Blaukissen (Aubrieta-Hybriden), Kriechwacholder (Juniperus horizontalis), Steinbrech (Saxifraga), Enzian (Gentiana), Alpen-Kuhschelle (Pulsatilla alpina), Edelweiß (Leontopodium), Fetthenne (Sedum), Steinkraut (Alyssum), Polsterphlox (Phlox subulata), Zwerg-Rhododendren und etwa Wildtulpen.

Behrens empfiehlt den Hauswurz (Sempervivum) als sehr pflegeleichte Gattung. «Da hat man eine echte Erfolgsgarantie.» Begeistert zeigt er sich auch von nicht zu stark wachsenden Sorten der Glockenblume (Campanula), des Zwerg-Storchschnabels (Geranium pusillum) und des Silberwurz (Dryas octopetala). Er empfiehlt zudem Zwerggräser, die selbst im Winter noch reizvoll aussehen. Und Expertin Triebel rät zu Lavendel, Salbei oder Thymian als Pflanzen zur Nutzung in der Küche.

Fotocredits: Candy Welz,Candy Welz,Candy Welz,Candy Welz,Candy Welz,Candy Welz,Candy Welz,Candy Welz
(dpa/tmn)

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