Leipzig – Ein grüner Ruhepol in der Großstadt oder eine botanische Herausforderung – die Gründe für eine Parzelle sind unterschiedlich. Am «Tag des Gartens» am 11. Juni, dem bundesweit größten Tag der offenen Tür im Grünbereich, können Interessenten einen Blick über den Gartenzaun werfen.
ANZAHL: Knapp eine Million Kleingärten gibt es in Deutschland, ihre Fläche umfasst insgesamt 46 000 Hektar, also 460 Quadratkilometer, was in etwa der doppelten Größe der Stadt Düsseldorf entspricht. Nach Angaben des
Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde ist der «Kleingartenverein Kiel 1897» mit 2800 Parzellen der größte im Land, gefolgt vom «Kleingartenverein Rüstringen» (Niedersachsen) mit 1370 Parzellen. Die Vereine «Steglitz West» und «Prenzlauer Vorstadt» in Berlin sind mit jeweils sieben Parzellen die kleinsten.
HOCHBURGEN: Berlin ist Deutschlands Kleingartenhauptstadt. 67 000 Parzellen in 738 Vereinen gibt es dort. Es folgen Leipzig mit 41 000 Parzellen in 290 Vereinen und Hamburg mit 36 000 Parzellen in 311 Vereinen.
LEERSTAND: 45 000 Gärten stehen in Deutschland leer, 85 Prozent davon in den östlichen Bundesländern (außer Berlin). Den höchsten Leerstand gibt es in Sachsen-Anhalt mit zwölf Prozent, den geringsten in den Großstädten mit einer Quote von unter fünf Prozent.
MIGRATION: In deutschen Gärten geht es immer internationaler zu. Menschen aus 80 Nationen graben, säen und ernten mittlerweile dort. 7,5 Prozent der Kleingärtner haben einen Migrationshintergrund, wie Thomas Wagner, Sprecher des Bundesverbandes, sagt.
NACHFRAGE: Auch junge Leute greifen wieder zu: 45 Prozent der neuverpachteten Schollen gingen in den zurückliegenden fünf Jahren an Familien mit Kindern. Auch bei Studenten sind die Parzellen in: Stefan Obstoy und drei Kommilitonen von der HTWK (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur) Leipzig treibt es seit etwa eineinhalb Jahren vom Hörsaal ins Grüne. Sie peppten einen verwilderten Garten nebst Laube auf. Die Nachbarn fanden das cool: «Sie brachten Kaffee, Tee und Kuchen und schenkten uns Gartengeräte.»
NATURSCHUTZ: Die deutschen Kleingärtner bauen mehr als 2000 Kulturpflanzenarten an. Darunter sind seltene einheimische Obst- und Gemüsesorten, die in der intensiven Landwirtschaft kaum genutzt werden. Von 1000 einheimischen Apfelsorten wachsen nur etwa 20 in den Obstbaubetrieben.
RENNER: Kartoffeln, Zwiebeln und Möhren zählen zu den beliebtesten selbstgezogenen Pflanzen der Kleingärtner. Aber die absoluten Klassiker sind andere, so der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde, Peter Paschke: «Gurken und Tomaten sind ein Heiligtum im Kleingarten.»
ANGEBLICHES SPIEßERTUM: Eine Emnid-Umfrage vor vier Jahren bestätigte einen Imagewandel: Nur elf Prozent der Befragten verbinden demnach den Schrebergarten mit Spießigkeit. Selbst 14- bis 29-Jährige haben kein stereotypes Bild vom Schrebergarten – nur jeder fünfte in dieser Altersklasse assoziiert damit Spießbürgertum.
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(dpa)