Berlin – Kaum eine Blume ist von weitem so gut zu erkennen wie der Klatschmohn. Mit ihrer knallroten Blüte sticht die Sommerblume, auch Mohnblume oder Klatschrose genannt, aus ihrer Umgebung heraus. Klatschmohn gilt als klassisches Ackerkraut, ist inzwischen aber auch in Gärten zu Hause.
Die krautige Pflanze kann mit Blüte bis zu 80 Zentimeter hoch werden. Bricht der filigrane, borstig behaarte Stängel, tritt eine klebrige, milchige Flüssigkeit aus, die Alkaloide enthält. «Der Milchsaft ist giftig, enthält aber kein Morphium wie der Schlafmohn», erläutert Pflanzenexpertin Beate Kollatz vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.
Dennoch gelten die jungen, gefiederten Blätter vor der Blüte als genießbar. «Die Blätter können in geringen Mengen roh gegessen werden und schmecken ein wenig nach Haselnuss», sagt Kollatz. «Die Blütenblätter kann man als essbare Dekoration verwenden.» In kleinen Dosen soll die Mohnblume auch gegen Husten helfen und eine beruhigende Wirkung haben.
Auch wenn er ursprünglich mit dem Getreide nach Europa kam, ist Klatschmohn (Papaver rhoeas) hierzulande immer seltener auf Feldern zu sehen. Als Ursache dafür gelten die intensive, technisierte Landwirtschaft und der Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln gegen Ackerwildkräuter. «Eine ganze Lebensgemeinschaft, die uns seit Tausenden Jahren begleitet, droht zu verschwinden», sagt Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki Schmidt Stiftung.
Die Mohnblume selbst ist zwar nicht vom Aussterben bedroht. Die Stiftung hat sie dennoch zur Blume des Jahres 2017 ernannt – als populären Stellvertreter für rund 350, zum Teil hochspezialisierte Arten, die nur auf Ackerflächen überleben können.
Anders als diese Wildkräuter ist Klatschmohn ein Überlebenskünstler. «Klatschmohn stellt nur wenige Ansprüche», erklärt Jahn. «Heute ist er zum Beispiel auch auf Brachen, Schuttplätzen und auch in Gärten anzutreffen.» Eine Bedingung muss aber erfüllt sein, damit aus dem Samenkorn eine Mohnblume wachsen kann. «Der Boden muss offen sein. Auf einer Wildblumenwiese, Rasen oder einer anderen geschlossenen Pflanzendecke kann er sich nicht durchsetzen», sagt Jahn.
In einem brach liegenden Garten kann man die Pflanze daher gut einsetzen, um offene Flächen schnell zu begrünen – und so die Zeit bis zur dauerhaften Bepflanzung überbrücken. Aber auch später findet die Klatschrose mit ihrer tiefen Pfahlwurzeln noch einen Platz, zum Beispiel in Blumenrabatten oder zwischen Stauden. «In einem Naturgarten ist der Klatschmohn in Kombination mit Ringelblume, Saatwucherblume, Kornblume und der Schleifenblume gut aufgehoben», sagt Marja Rottleb vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Der ideale Standort ist sonnig, mit relativ stickstoffreichem Boden.
Der Mohn ist ein Lichtkeimer. «Das Saatgut sollte flach ausgesät und nur leicht angedrückt werden», erläutert Kollatz. Sie empfiehlt, dass Saatgut ab März gestaffelt auszubringen, damit sich den ganzen Sommer hindurch frische Blüten bilden können. Ansonsten gilt die Mohnblume als pflegeleicht – mit trockenen Phasen kommt sie gut zurecht, Nachdüngen ist nicht notwendig. Im Gegenteil: Zu viel Dünger bekomme dem Wildkraut gar nicht, sagt Kollatz. «Die Pflanze wird sonst zu mastig, verliert an Standkraft und fällt um.»
Klatschmohn blüht ab Ende Mai und bis Juli. Die hauchdünnen, duftlosen Blüten sind nur wenige Tage haltbar. Als Schnittblumen für die Vase eignet sich der Klatschmohn daher nicht.
Service:
Eine Samenpostkarte des Klatschmohns und eine Samenmischung verschiedener Ackerwildblumen können bei der Loki Schmidt Stiftung
kostenlos bestellt werden.
Fotocredits: Peter Gercke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)