München – Hilfe für kleine Wehwehchen, Entspannung nach einem stressigen Tag und ein wohltuender Raumduft: Ein paar Kisten voller guter Mittelchen lassen sich auf Balkon und Terrasse finden.

Heilpflanzen wie Ringelblume, Johanniskraut und Lavendel wachsen auch gut in Töpfen. Viele davon kommen sogar in einem gemeinsamen Gefäß klar, so dass man sie praktisch nach Anwendungsgebieten zusammenstellen kann, erklärt Christina Freiberg aus München. Sie hat ein Buch zum Thema geschrieben.

Grüne Hausmittel aus eigener Aufzucht haben ein paar Vorteile – darunter der, dass man das leidige Sammeln in der Natur aufgeben kann. Denn: «Die Pflanzen sicher zu bestimmen, fällt vielen Kräutersammlern schwer», sagt Freiberg. Außerdem herrsche über die Qualität der in der freien Natur wachsenden Pflanzen inzwischen eine durchaus berechtigte Skepsis. Feinstaub, hohe Düngerkonzentrationen und Giftstoffe im Boden beeinträchtigen die Wildflora.

Allerdings sollte man an die eigene Aufzucht auch hohe Ansprüche stellen, findet Marianne Gengener-Hein, Geschäftsführerin des Landesverbands Rheinland der Gartenfreunde. Sie empfiehlt, hochwertige, aber möglichst torffreie Substrate zu verwenden und bei der Düngung die für Kräuter empfohlene Dosierung nicht zu überschreiten. «Es ist wichtig, dass die Kräuter langsam wachsen, damit sie reich an den wertvollen Inhaltsstoffen sind», erklärt Gengener-Hein. Es gibt auch spezielle organische Dünger für Kräuter.

Die Kräuter brauchen ausreichend Platz für die Wurzeln in den Gefäßen. «Mit Ausnahme von Brahmi und Brunnenkresse, die gerne im Wasser stehen, sollten Töpfe und Kästen über ein Wasserabzugsloch verfügen, damit sich keine Staunässe bildet», rät Freiberg. Es macht auch Sinn, eine Schale unter das Pflanzgefäß zu stellen, um überschüssiges Wasser abgießen zu können.

Die meisten Heilkräuter wachsen auf Wiesen oder am sonnigen Gehölzrand, so dass ein Standort mit viel Sonne von großem Vorteil ist. Aber die Buchautorin erläutert: «Meist reicht eine nach Ost oder West exponierte Lage, die nur bis zum Mittag oder ab dem Nachmittag Sonne bekommt.» Einige Heilkräuter wie Süßdolde, Waldmeister und Frauenmantel gedeihen auch im Schatten.

Pflanzen sollte man möglichst immer die Bedingungen wie am Naturstandort bieten. Verallgemeinernd lässt sich sagen, Heilkräuter bevorzugen mageren, nicht zu humusreichen Boden. Freiberg nutzt daher spezielle Kräutersubstrate, vor allem um den Pflanzen wenig Stickstoff, aber mehr Mineralien zu bieten.

Besonders wichtig für die Nutzung der Kräuter ist der richtige Erntezeitpunkt. Denn sie sollen einen möglichst hohen Anteil der wertvollen Inhaltsstoffe enthalten. Wann das der Fall ist, ist von Kraut zu Kraut verschieden: Einige Lippenblütler wie Ysop und Salbei sind zu Beginn der Blüte besonders aromatisch, erklärt Freiberg. «Lavendel, Thymian oder Ringelblume erntet man dagegen auf dem Höhepunkt der Blüte.» Es kann aber auch vorkommen, dass erst die Samenreife das Optimum an Geschmack mit sich bringt. Das ist beispielsweise bei Doldenblütlern wie Fenchel und Kümmel der Fall.

Auch die Tageszeit kann Einfluss auf die Qualität des Ernteguts haben, ergänzt Gengener-Hein. «Für die Ernte von Blättern und Blüten ist die zweite Tageshälfte zu bevorzugen», rät die Gartenexpertin. Und Wurzeln entfernen Hobbygärtner am besten am Morgen. Freiberg empfiehlt, grundsätzlich bei trockenem Wetter mit bedecktem Himmel die Zutaten zu pflücken. «Dann verflüchtigen sich die ätherischen Öle nicht zu schnell.»

Wer auf die Heilkräfte von Pflanzen setzt, der kennt meist seinen Körper und die Schwachstellen gut. Ist es eher die Neigung zu Kopfschmerzen oder der Wunsch das Altern aufzuhalten, Plagen Unruhe oder hat man immer wieder Bauchweh? Kräuterexpertin Freiberg rät dazu, Pflanzen in Gruppen zusammenzustellen, die für die jeweiligen Beschwerden gut sind. «Allerdings sollte man immer zunächst beim Arzt abklären, ob etwas Ernstes dahinter steckt oder es einfach eine Empfindlichkeit ist.» Ebenso sollte man sich vorsichtig herantasten, ob man empfindlich oder gar allergisch auf die Pflanzen reagiert.

Literatur:

Christina Freiberg: Mein Heipflanzenbalkon, Ulmer Verlag, 2016, 128 Seiten, 14,90 Euro, ISBN: 9783800103614

Eine Kiste gegen Kopfschmerzen

Zum Beispiel bei Kopfschmerzen helfen Mutterkraut, Lavendel, Rosmarinblätter und Echter Ziest. Wer dagegen eher von Unruhe geplagt ist, setzt auf Kamille, Johanniskraut, Basilikum und Malve. Letztere Gruppe lässt sich zum Beispiel in einem Topf so arrangieren: Malve und Johanniskraut als höhere Gewächse kommen in die Mitte, Basilikum und Kamille zu den Seiten, rät Buchautorin Christina Freiberg.

Wichtig ist auch ein Ersthelfer-Kasten auf dem Heilpflanzen-Balkon. Freiberg rät zu Aloe, Hauswurz oder Spitzwegerich zur Anwendung bei Sonnenbrand und Mückenstichen. Ringelblumen empfiehlt sie zum Säubern offener Wunden. «Dazu werden von voll erblühten Pflanzen zwei Teelöffel Blütenblätter in eine Tasse gelegt und mit kochendem Wasser übergossen.» Nach zehn Minuten werden die Blüten abgeseiht. Die Wunde wird mit einem sterilen Baumwolltuch, auf das man etwas abgekühlten Sud gibt, abgetupft.

Fotocredits: Andrea Warnecke,Patrick Pleul,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke
(dpa/tmn)

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