Neustadt/Weinstraße (dpa/tmn) – Wir lieben Kiwis – aber noch nicht allzu lange. Sie ist als Frucht verhältnismäßig kurz bekannt. «Erst um 1900 wurde die Pflanze von Missionaren als Chinesische Stachelbeere nach Neuseeland gebracht», erklärt Werner Ollig, Leiter der Gartenakademie Rheinland-Pfalz.
Das Lianengewächs kommt ursprünglich in den Wäldern im Nordosten Chinas vor und heißt dort Yang Tao. Die Neuseeländer benannten die Pflanzen dann in Kiwi um. Aber nicht nur der Name wurde geändert, sondern es gab auch umfangreiche Züchtungsversuche.
Kiwipflanzen gehören zur Gattung Actinidia. «Es ist eine sehr artenreiche Familie, die in Ostasien von den Subtropen bis in die nördlichen Gebiete Chinas und Sibiriens beheimatet ist», erläutert Werner Merkel, Kiwi-Sammler und –Züchter aus Chemnitz. Aber nur wenige Arten haben von Natur aus so gute Eigenschaften, dass sie für die Zucht geeignet waren.
Hierbei handelt es sich vor allem um den Chinesischen Strahlengriffel (Actinidia chinensis), unsere heutige Kulturkiwi. Inzwischen wird diese Art auch Actinidia deliciosa genannt. Die Arten Actinidia arguta, kolomikta, purpurea und melanandra sowie deren Hybriden bilden kleinere Kiwibeeren, auch Minikiwi oder Kiwais genannt.
Kiwis sind eigentlich zweihäusig. «Das heißt, es gibt männliche und weibliche Pflanzen», erklärt Ollig. Man benötigt für eine gute Befruchtung von fünf bis zehn weiblichen Pflanzen mindestens eine männliche Pflanze. Aber Hobbygärtner müssen nicht gleich einen Kiwi-Garten anlegen. «Es gibt neuere Züchtungen, die zwittrige Blüten haben – also männliche und weibliche Organe sind in einer Blüte auf einer Pflanze vereint», berichtet der Experte. Diese Formen werden laut Merkel allerdings im Erwerbsobstanbau nicht eingesetzt, da die Früchte zu klein oder verkrüppelt wachsen.
Der Chinesische Strahlengriffel ist äußerst frostempfindlich. «Um auch in Deutschland das Gelingen des Kiwianbaus garantieren zu können, ist die Standortauswahl von entscheidender Bedeutung», betont Ollig. Man muss auf Spätfröste achten und die Windlage bedenken. Kiwis bevorzugen warme und geschützte Orte mit voller Sonneneinstrahlung. Dennoch brauchen die Pflanzen in den ersten Jahren bei Frost unbedingt Schutz. «Der Stamm wird am besten von Dezember bis März mit Holzwolle und Packpapier umwickelt», rät Ollig.
Die Pflanzen mögen dazu einen Boden, den auch Himbeeren favorisieren: «Sie stehen nicht im finsteren Wald, aber auch nicht im trockenen Rebhang», erklärt Merkel. Er spricht von waldbegleitend. Der Boden sollte humos und frisch sein, ein pH-Wert bei 5,5 ist gut. «Um den Boden sauer zu machen, können Hobelspäne eingearbeitet werden», ergänzt Ollig.
Da vor allem die jungen Pflanzen empfindlich auf Frost reagieren, sollten sie erst ab Mitte Mai in den Garten kommen. In das Pflanzloch sollte man Humus und bei schweren Böden auch noch Sand untermischen. «Da Kiwis Schlinggewächse sind, brauchen sie – ähnlich wie Weinreben – unbedingt ein Gerüst als Unterstützung», erklärt Ollig. Er rät zu zwei stärkeren Pfählen mit 9 bis 12 Zentimeter Durchmesser, in die drei Drähte in 0,7 sowie 1,4 und 2 Meter Höhe gespannt werden. Der Mitteltrieb wird in die Höhe geführt und die Seitentriebe seitlich angebunden. Gut zu wissen: Kiwis wachsen bis zu 5 Meter hoch.
In den ersten Jahren formt der Gärtner die Pflanze mit Hilfe des Drahtgerüstes. «Wenn die Haupttriebe Seitentriebe gebildet haben, werden diese auf fünf bis sieben Knospen zurückgeschnitten», erklärt Ollig. Er empfiehlt, dies von August bis September oder im Winter bis Mitte Januar zu tun. Ab dem dritten Jahr entwickeln die Pflanzen Schlingtriebe, die der Gärtner abschneiden sollte. Sonst schnüren sie die Seiten- und Haupttriebe ab.
Während man mit der Düngung sparsam umgehen sollte, ist die Bewässerung vor allem im Sommer wichtig. Kiwis sind Flachwurzler und leiden im Sommer häufig unter Wassermangel, da sie nicht Wasser aus tiefen Schichten ziehen können. Der Hobbygärtner sollte auch deswegen den Boden aufbereiten mit reichlich Humusgaben. Und werden die großen Blätter schlapp, sollte er Wasserschlauch oder Gießkanne rausholen.
Info-Kasten: Kiwi-Beeren müssen nicht nachreifen
Die Früchte der Kiwi sind oval bis walzenförmig. Großfruchtige Sorten bilden Früchte mit einer Länge von bis zu zehn Zentimetern. Typisch ist die braune und pelzige Schale. Die Kiwibeeren dagegen sind deutlich kleiner. Ihr Vorteil: Sie reifen komplett an der Pflanze und vor dem Einsetzen der Fröste aus. Die großfruchtigen Kiwis werden dagegen erst gut einen Monat später reif, gegen Ende Oktober. «Sie vertragen Fröste bis minus drei oder sogar minus vier Grad», erklärt Werner Ollig von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz. Aber wenn es früher kalt wird, nimmt man die Früchte unreif ab und lässt sie im Lager nachreifen.
Fotocredits: Andrea Warnecke
(dpa)