Sulzfeld (dpa/tmn) – Sommer! Das sind Feierabende und Sonntage auf dem Balkon oder der Terrasse. Doch kann die Idylle bei Wein und Grillfleisch oder das Sonnenbad im Bikini etwas stören: der neugierige Nachbar.
Ein toller Sichtschutz, der jedes Jahr etwas anders aussieht, sind einjährige Kletterpflanzen. Sie begrünen die Vertikale nicht nur mit Blättern, sondern auch mit Blüten, wachsen mitunter schnell und verbessern das Klima. Ein paar Beispiele:
Essbarer Kletterer: «Zu den Klassikern zählt die Feuerbohne», findet Bärbel Faschingbauer, Diplom-Ingenieurin der Landespflege und Fachbuchautorin aus Sulzfeld am Main (Bayern). Die Pflanze wächst wirklich rasant schnell und blüht rot. «Ein weiterer Nutzen bei dieser Kletterpflanze sind die essbaren Bohnen, die man dann nach der Blüte ernten kann.»
Blaue Blütenwand: «Sie haben große herzförmige Blätter und riesengroße, himmelblaue Blüten», sagt Faschingbauer über die Prunkwinden. Zwar sind die Blüten nur einen einzigen Tag lang geöffnet, aber das fällt durch die große Anzahl an Knospen kaum auf. Sie empfiehlt die Sorte ‚Heavenly Blue‘, es gibt aber auch weiße, pinke und dunkelviolette Sorten. Die Diplom-Biologin und Fachautorin Tanja Beddies aus Mechtersen (Niedersachsen) rät, die Pflanzen möglichst sonnig und vor allem windgeschützt zu setzen. Staunässe und dichten Böden mögen sie nicht. «Ideal ist ein lehmhaltiger, eher basischer als saurer Boden.»
Spitzensportler: Die Glockenrebe bildet bis zum ersten Frost eine dichte Blättertapete. Beddies bezeichnet sie als Spitzensportler unter den Kletterpflanzen, weil sie in nur zwei Monaten bis zu drei Meter in die Höhe klettern kann. «Und das nicht an dünnen, spiraligen Trieben, sondern mit einem dichten Blätterkleid.» Die Blüten haben – wie der deutsche Name verrät – eine Glockenform. Sie sind zunächst weiß und färben sich dann rasch violett. «In der mexikanischen Heimat wächst die Glockenrebe als mehrjährige Pflanze, wobei Höhen von zehn Metern keine Seltenheit sind», berichtet Beddies. Sie empfiehlt für die Anzucht einen warmen, hellen Standort. Unbedingt nötig ist ein ausreichend feuchter und nährstoffreicher Boden.
Schöne Blüten: Die Schwarzäugige Susanne zählt zu den leicht kultivierbaren Kletterpflanzen mit schönen Blüten in Orange, Zitronengelb und Weiß. Charakteristisch ist das schwarze Auge in der Blütenmitte. Die Pflanze schlingt sich rasch in die Höhe und bedeckt eine Wand dicht mit großen Blattflächen. Die Schwarzäugige Susanne gedeiht ähnlich wie die Feuerbohne gut an halbschattigen Plätzen.
Schattenliebhaber: Wer einen grünen Akrobaten für den vollen Schatten sucht, greift zum Japanhopfen. Er hat nur eine unscheinbare Blüte, entwickelt aber rasch eine dichte und attraktive Blättertapete. Laut Beddies kann man ihn ohne Bedenken im Garten anpflanzen, da er im Gegensatz zum Heimischen Hopfen keine Ausläufer bildet, die andere Pflanzen verdrängen könnten.
Pflanztipps: Auf Balkon und Terrasse wachsen die Kletterpflanzen im Kübel. «Bei der Kultur im Gefäß muss ein Loch im Boden für den Wasserabzug vorhanden sein», betont Faschingbauer. Sie rät auch zu einer fünf bis zehn Zentimeter hohen Drainageschicht aus Kies oder Blähton im Topfboden, die Staunässe verhindert. Das Gefäß sollte eine ausreichende Größe haben – so ist eine gute Versorgung auf der einen Seite gewährleistet und zum anderen die Standfestigkeit gegeben.
«Als Substrat wählt man eine gute, qualitätvolle Erde, die auf der einen Seite strukturstabil ist und auf der anderen Seite locker und humos ist», erklärt Faschingbauer. «Man darf nicht vergessen, regelmäßig zu gießen, und sollte entweder wöchentlich düngen oder einen Depotdünger verwenden.» Bei den Dauerblühern wird regelmäßig Verwelktes abgeschnitten, was die weitere Blüte fördert.
Literatur:
Faschingbauer, Bärbel: Sichtschutz: Ideen für Garten, Balkon und Terrasse, BLV Verlag München, ISBN-13: 978-3835412354
Rankhilfen
Bei den einjährigen Kletterpflanzen gibt es zwei Gruppen: «Man unterscheidet zwischen Schlingern und Rankern», erklärt Faschingbauer. Darauf muss man das Rankgerüst anpassen. «Die Schlinger winden sich um eine senkrechte Hilfe.» Das können Stäbe, gerade gewachsene Zweige von Weide oder Haselnuss sowie straff gespannte Seile sein. Rankpflanzen brauchen dagegen gitterartige Konstruktionen, damit die Rankorgane sich darum wickeln können. Der Durchmesser der Gitter sollte eher im Millimeterbereich liegen.
«In England habe ich beobachtet, dass auch verzweigte Äste des Hartriegels einfach als Rankgerüst in die Erde gesteckt werden und sich daran dann die Rankpflanzen entfalten», berichtet Faschingbauer. So erhält man eine natürliche Wuchsform, die einen Kontrapunkt zu geometrischen Strukturen setzt. Wer tatsächlich langfristig immer wieder eine sommerliche Pflanzenwand wachsen lassen will, sollte darauf achten, dass das Rankgerüst schön aussieht. «So ist auch der Blick im Winter auf das Rankgerüst ansehnlich.» Das Gerüst muss gut befestigt sein, indem Stäbe und Gitter tief in der Erde stecken und eventuell zusätzlich am Balkongeländer befestigt sind. Schnüre spannt man am besten ganz straff an einer Wand, wobei etwas Abstand dazu zur Belüftung der Pflanzen nötig ist.
Fotocredits: Hilke Segbers,Andrea Warnecke,Marion Nickig
(dpa)